Atempause




Kennt ihr das? Man hat den ganzen Tag, ja sogar die ganze Woche, Menschen um sich herum gehabt. Auf der Arbeit, im Studium, Besuch bei der Familie, ausgehen mit den Freunden und so weiter… Im Alltagstrubel findet man oft keine Zeit für sich selbst. Und hat man mal einen Abend ohne einen Termin, kommt es doch oft vor, dass in letzter Minute eine Gelegenheit zu einer Verabredung herbeigeflogen kommt. Meist sind diese Alltagsfüller positive Ereignisse, kommen mit dem Versprechen auf schöne Erinnerungen und Gemeinschaft einher, die sie normalerweise auch erfüllen. Aber warum ist man am Ende der Woche dann immer so müde und ausgelaugt?
Was mache ich falsch?

Mir fällt es immer mehr auf, wie wichtig es ist, Zeit mit mir selbst zu verbringen. „Ein Termin mit einem selbst“ vereinbaren, so hat es auch eine Freundin ausgedrückt. Da ist es auch nicht schlimm, dafür Anfragen für Aktivitäten abzulehnen. Das Wort „Termin“ räumt dieser alone-time einen ganz anderen Stellenwert ein. „Ich habe schon was anderes vor“ ist dann kein dahergeredeter Satz mehr. Für ein Date mit dir selbst darf man sich Zeit zu nehmen und andere Termine abzusagen. Da stimme ich auch dieser Kosmetikfirma zu: Weil ich es mir wert bin!

"Ich bin es mir wert"
Ein schlechtes Gewissen, wenn man diese Zeit, statt sie mit Freunden zu verbringen, in Ruhe und Einsamkeit verbringt, muss man auch nicht haben. Auf lange Sicht gesehen kann man eigentlich nur Spaß mit anderen Menschen haben und voll für sie da sein, wenn man ausgeglichen ist. Das muss ich mir auch immer wieder sagen. Jeder Mensch hat seine eigenen Quellen der Ruhe. Sport oder Musik machen, lesen, raus gehen, etwas Neues lernen… Es gibt so viele Möglichkeiten!
Indem man solche Momente aktiv sucht und einplant, lernt man auch, mit sich alleine klar zu kommen und nicht direkt aus Langeweile das Smartphone zu zücken und auf Instagram oder Youtube die Zeit totzuschlagen. (Man merkt mir vermutlich an, dass ich gerade ein paar Kapitel eines Buches über unsere Gesellschaft in Verbindung mit technischen Geräten gelesen habe… Hehehe.. bin wissenschaftlich unterwegs…)

Für mich liegt diese Zeit, die ich mit mir selbst verbringen will, im kreativ sein.
Manchmal braucht man auch von außen einen Anstoß, um sich diese Zeit zu gönnen.
Auch aus diesem Grund liebe ich es, zum Beispiel, Glückwunschkarten zu basteln. Für eine Glückwunschkarte ist meist ein Analass vorhanden: eine Person, die Geburtstag hat, es ist Weihnachten, oder eine Hochzeit steht an. Zu all diesen Dingen muss in einem bestimmten Zeitraum eine Karte geschrieben werden (natürlich nur wenn man will) und ich liebe es, diese Karten selbst zu gestalten. Das gibt mir einen Grund und eine Deadline (als prokrastinationsbegabte Person besonders wichtig!), in Kreativität Zeit mit mir alleine zu verbringen. Es gibt noch so viele weitere Gründe, mit denen man sich dazu bringen kann, Zeit für eine Atempause einzulegen.
Braucht das Zimmer ein bisschen Deko? Da wird ein Bild gemahlt. Bekommt jemand ein Kind? Eine selbst genähte Krabbeldecke wäre doch das schönste Geschenk! Ich habe Lust auf etwas süßes, aber keine Schokolade im Haus? Dann backe ich mir halt einen Kuchen. Und das Gute ist: Man macht immer jemandem eine Freude mit dem Ergebnis - auch wenn dieser jemand man selbst ist.

Kreativ sein verbindet mich auch mit meiner Mutter. Als wir kürzlich gemeinsam in einem Bastelladen waren, haben unsere Augen genau so gestrahlt, wie die Glanzbilder, die wir dort gefunden haben. Erinnerungen aus meiner und auch ihrer Kindheit, heute und hier in einem Bastelladen! Alle Bildersammlungen mussten natürlich genauestens beäugt werden. Zunächst entstand eine Vorauswahl und danach wurde weiter reduziert, bis die vier Gewinner feststanden. Natürlich versteht sich, dass wir ein paar mitnehmen mussten. Am Abend kam das erste Bildchen, nun von schönen Erinnerungen mit meiner Mama geprägt, bereits auf die nächste Geburtstagskarte. Eine liebe Person hat sie bekommen, bei der ich hoffe, dass diese schönen Gedanken, die in dem Zusammenhang mit dem Bild stehen, auch ein bisschen zu ihr rübergeschwappt sind.


Anderen Menschen Liebe zu geben, ist das schönste Geschenk, das man machen kann. Sich selbst diese Liebe zu geben ist mindestens genau so wichtig! Ohne dieses Gefühl von Selbstwert ist es auf Dauer nicht möglich, anderen Personen Zuneigung zu zeigen, ohne sich selbst dabei zu verausgaben. Deswegen: Lieber noch einen Cappuccino bestellen und sich beim Lesen im Café Zeit lassen. 

Kramar!
Eure Madilotte


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